«COMPAGNIE DES INDES ORIENTALES»

«COMPAGNIE DES INDES ORIENTALES»

Die Dauerausstellung wartet per 26. August 2022 mit einem neuen Highlight auf. Das Finanzmuseum zeigt neu die französische Ostindienkompanie von 1665.

Am 27. August 1664 rief der Sonnenkönig Ludwig XIV auf Initiative des französischen Finanzministers Jean-Baptiste Colbert die französische Ostindienkompanie ins Leben und fasste die bisherigen kleinen Gesellschaften in eine Grosse zusammen, nach dem Vorbild der niederländischen Ostindienkompanie VOC. Allerdings hatten die Briten und Niederländer die Gebiete schon untereinander aufgeteilt, was zu kriegerischen bewaffneten Auseinandersetzungen führte. Die Kompanie fokussierte sich auf Luxusgüter aus Indien, wie Gewürze, Tee, Parfüm oder indische Baumwolle.

Französische Ostindienkompanie 1665, Nominalwert: 6000 Livres

Französische Ostindienkompanie 1665, Nominalwert: 6000 Livres

«COMPAGNIE DES INDES ORIENTALES»

Das Finanzmuseum stellt ab August 2022 die «Compagnie des Indes Orientales» - die französische Ostindienkompanie von 1665 - aus, das älteste bekannte Wertpapier der Finanzgeschichte, das bereits alle Merkmale einer Aktie aufweist. Dieses Wertpapier ist eines von nur noch drei existierenden Exemplaren weltweit, und das einzige, das in einem Museum zu sehen ist.

Die ausgestellte Aktie gilt als das älteste noch vorhandenes Wertpapier, welches auch Hinweise auf Eigentümerwechsel enthält – also handel- oder transferierbar war. Das Dokument ist ein standardisiertes Formular, das die erste Einzahlung von 2000 Livres von insgesamt 6000 Livres (Nominalwert der Aktie) an die Gesellschaft bestätigt. Zusammen mit der Aktie der niederländischen Ostindien-Kompanie VOC ist die französische Ostindienkompanie (Compagnie des Indes Orientales) die wichtigste frühe aktienbasierte Handelsgesellschaft, von der Aktienexemplare erhalten geblieben sind.

Bild: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Bild: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Banque Royale

Die Kompanie bestand bis 1720 weiter, als sie mit der Compagnie d'Occident (Mississippi- oder Louisiana-Kompanie) von John Law fusionierte und dann fortan Compagnie des Indes hiess. Trotz heftiger Spekulationen mit den Aktien der neuen Gesellschaft an der Pariser Börse im Jahr 1720, nach dem Konkurs der berühmten Banque Royale aufgrund der inflationären Herausgabe von Banknoten wie dieser, überlebte die neue Gesellschaft bis Ende des 18.  Jahrhunderts.

Diese Banknote ist zurzeit in der Ausstellung «Das entfesselte Geld» des Bernischen Historischen Museums zu sehen. 

Bild: Wikimedia Commons

Bild: Wikimedia Commons

Port-Louis

Von der kleinen Hafenstadt Port-Louis liefen die Schiffe der Kompanie aus. Gleich daneben liegt die eigens für die Kompanie gegründete grössere Stadt Lorient (von französisch «der Orient»). Die Zitadelle von Port-Louis beherbergt das Musée de la Compagnie des Indes, das die Geschichte der Kompanie beleuchtet.

Bild: gallica.bnf.fr / Bibliothèque nationale de France

Bild: gallica.bnf.fr / Bibliothèque nationale de France

Gründung

Kopie einer Mitteilung vom 27. August 1664, das welche die Gründung der Handelsgesellschaft für Ostindien ankündigt. Die Kompanie sollte ein 50-jähriges Monopol für den gesamten Handel jenseits des Kaps der Guten Hoffnung, also Asien und asiatischer Pazifik, erhalten. Sie durfte Land besetzen, Kriege erklären, mit Sklaven handeln und vieles mehr.