Warenhäuser treffen den Nerv ihrer Zeit als diese Mitte des 19. Jahrhunderts entstehen. Mit der Industrialisierung und dem damit beginnendem Massenkonsum entstehen auch neue gesellschaftlichen Bedürfnisse. Neuerungen der Produktionstechniken führen zu schnelleren Herstellung und grösseren Stückzahlen. Daraus resultieren Preissenkungen. Eine grosse Auswahl von verschiedenartigen Waren aus unterschiedlichen Ländern werden unter einem Dach – ohne Konsumzwang - vereint.
Warenhäuser rangieren in den für den Detailhandel neuen Dimensionen und führen zu einem neuen Verkaufssystem: Festgelegte Preise, Grosseinkäufe, kleinere Margen, Marketingkonzepte und nicht zuletzt ein Sortiment in einem meist pompöses Gebäude, dass Kundschaft animiert, einzutreten. Das Einkaufserlebnis ist ein vollkommen Neues und werden zum Wahrzeichen der sich entwickelnden Konsumgesellschaft. Oft sind sie durch Finanzinstitute finanziert. Die Bewirtschaftung der Gebäude benötigt schliesslich einen erhöhte Kapitalbedarf.
Pariser Kaufhauskultur, die «Kathedralen des Handels»
Die Ursprünge der luxuriösen Warenhäuser Europas liegen in Frankreich. Genauer genommen in Paris. Der französische Schriftsteller Émile Zola bezeichnet die Pariser Kaufhäuser 1883 als «Kathedralen des Handels». Die Hauptstadt Frankreichs ist seit der Zeit des Sonnenkönigs Lous XIV. eine Metropole für Luxusgüter.
USA: «The Magic of Macy’s»
Nicht nur auf dem europäischen Kontinent beginnt das Kaufhausfieber, sondern auch in Übersee, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. «Macy’s» wird 1858 an der 6th Avenue in New York von Rowland H. Macy gegründet. Seine Cousine, Margaret Getchell ist Buchhalterin im Unternehmen unterstützt ihn beim Aufbau des Warenhauses. Sie war auch für die Ausbildung der sogenannten «cash girls» (Kassierinnen) zuständig. Mit ihren Ideen, bringt sie das Warenhaus zum Florieren und wird weiter befördert. Später nimmt sie eine Führungsposition im Unternehmen ein. 1922 wird R.H. Macy & Company, Inc. zur Aktiengesellschaft und expandiert im ganzen Land. Auf der Aktie ist das Stammhaus am Herald Square 1919 zu sehen.
Das älteste Warenhaus der welt
Blickt man jedoch weiter über die Grenzen hinaus, stellt man fest, dass die Geschichte der Kaufhäuser bereits im 17. Jahrhundert während der Edo-Zeit in Japan gründet. Die älteste noch bestehende Kaufhauskette Japans entsteht 1673. Der japanische Händler Takatoshi Mitsui steigt mit seinem Handelsunternehmen Echigoya zum Verkauf von Kimonostoffen ins Geschäft ein. Speziell ist, dass Mitsui bereits dann in Verkauf seiner Stoffe zu festgelegten Preisen in den Handel einsteigt. Heute unter dem Namen Mitsukoshi gehört die Kaufhauskette zu den drei grössten Japans.
Und wie sieht es mit der Schweiz aus?
Im Januar 2023 schockiert die Nachricht, dass das Traditionshauses Jelmoli nach 190-jähriger Konsumgeschichte 2024 seine Tore schliesst.
Quelle Titelbild: Au bon Marché heute. Jumilla, CC BY 2.0