Earth Day und die Finanzwelt

Earth Day und die Finanzwelt

Der Earth Day lenkt jedes Jahr am 22. April die Aufmerksamkeit auf die Herausforderungen des Umwelt- und Klimaschutzes. Auch die Finanzwelt spielt dabei eine wichtige Rolle: Nachhaltige Investitionen können beeinflussen, welche Unternehmen wachsen – und welche Ideen sich durchsetzen.

Der Earth Day macht auf die dringliche Umweltprobleme aufmerksam, darunter Klimawandel, Artensterben, Umweltverschmutzung und Ressourcenknappheit. Unternehmen, Institutionen und Privatpersonen sind aufgerufen, ihren Beitrag zum Schutz unseres Planeten zu leisten. Aktionen reichen von lokalen Müllsammelinitiativen bis hin zu politischen Forderungen nach strengeren Umweltauflagen.

Die Rolle der Finanzwelt

Nachhaltigkeit ist nicht nur ein gesellschaftliches, sondern auch ein wirtschaftliches Thema. Investitionen in nachhaltige Unternehmen, sogenannte ESG-Investments (Environmental, Social, Governance), haben in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen: zwischen 2005 und 2020 nahmen diese Investitionen um über 450 Prozent zu. Die Finanzwelt kann durch gezielte Kapitallenkung beeinflussen, welche Unternehmen wachsen und welche Konzepte sich durchsetzen. Anlegende haben heute die Möglichkeit, mit ihren Investitionen gezielt nachhaltige Projekte zu unterstützen und damit positive ökologische sowie soziale Auswirkungen zu erzielen.

Gleichzeitig gewinnt auch die Diskussion über Greenwashing an Bedeutung: Unternehmen schmücken sich mit einem nachhaltigen Image, ohne substanzielle ökologische oder soziale Verbesserungen umzusetzen. Für Investorinnen und Investoren wird es dadurch schwieriger, echte Nachhaltigkeit von reiner Imagepflege zu unterscheiden. Umso wichtiger sind transparente Kriterien, unabhängige Ratings und kritisches Hinterfragen.

Seit dem Amtsantritt von Präsident Trump Anfang 2025 hat sich das Umfeld für ESG-Investitionen in den USA zudem spürbar verschlechtert. Umweltpolitische Rückschritte und politische Unsicherheiten führten zu Kapitalabflüssen aus ESG-Fonds. Das globale Interesse an nachhaltigem Investieren bleibt jedoch vorerst hoch – insbesondere Europa und Asien setzen derzeit noch klare Zeichen für eine grünere Finanzwelt.

Unternehmen und Nachhaltigkeit

Im folgenden Abschnitt stellen wir Wertpapiere vor, die sich um Nachhaltigkeit und Umweltschutz bemühen, teilweise aber auch gescheitert sind. Aber auch einige negative Beispiele, die in den Schlagzeilen waren und teilweise katastrophale Auswirkungen auf die Umwelt hatten.


Société Nouvelle des Mines du Caucal, Aktie von 1897, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Société Nouvelle des Mines du Caucal, Aktie von 1897, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Société Nouvelle des Mines du Cauca

Diese historische Aktie steht symbolisch für eine der dunklen Seiten des Rohstoffabbaus. Das kolumbianische Provinz Cauca, nach dem das Unternehmen benannt ist, gehört bis heute zu den ärmsten Regionen des Landes. Der dortige Goldabbau ist eng mit Umweltzerstörung, dem Einsatz giftiger Chemikalien wie Quecksilber und schwerwiegenden sozialen Problemen verbunden. Illegale Minen finanzieren bewaffnete Gruppen und tragen zur Geldwäsche im Drogenhandel bei. Ein Beispiel dafür, wie Rohstoffe zwar Wert schaffen können – aber oft auf Kosten von Mensch und Natur.


Dow Chemical Company, Anleihe von 1978, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Dow Chemical Company, Anleihe von 1978, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Dow Chemical Company

Die heutige Dow Inc., mit Sitz in Midland, Michigan, zählt zu den grössten Chemieunternehmen der Welt. Das Unternehmen ist seit Jahrzehnten ein bedeutender Akteur in der globalen Chemiebranche – und ebenso immer wieder Ziel von Kritik. Dow ist in die Herstellung und Verbreitung von PFAS verwickelt, sogenannten «Ewigkeitschemikalien», die wegen ihrer extremen Langlebigkeit und Gesundheitsgefahren weltweit in der Kritik stehen. Diese Stoffe finden sich heute in Böden, Gewässern und sogar im menschlichen Blut – ein Beispiel für die gravierenden Folgen der Industrie.


Shell Oil Company, Aktie von 1975, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Shell Oil Company, Aktie von 1975, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Shell Oil Company

Die heutige Shell plc zählt zu den grössten Energiekonzernen der Welt. Das Unternehmen entstand 1907 durch den Zusammenschluss der britischen Shell Transport and Trading Company mit der Royal Dutch Petroleum Company. Ursprünglich handelt Shell mit Muscheln, steigt dann in den Kerosintransport und später in die Ölförderung ein.

Shell steht seit Jahrzehnten wegen Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen in der Kritik – besonders im Nigerdelta in Nigeria, wo durch Lecks und Abfackelungen schwere ökologische und gesundheitliche Schäden entstehen. Trotz öffentlicher Kritik und zahlreicher Versprechen bleibt eine grundlegende Verbesserung aus. Auch andere Ölkonzerne wie BP werden durch katastrophale Ölunfälle – etwa die Deepwater-Horizon-Katastrophe 2010 – zu Symbolen für die Risiken und Folgen fossiler Energiegewinnung.


Beaver Oils, Limited, Aktie von 1914, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Beaver Oils, Limited, Aktie von 1914, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Beaver Oils, Limited

Beaver Oils, Limited, zeigt auf ihrer Aktie von 1914 einen Biber, der symbolisch für das wichtige Ökosystem steht, das diese Tiere schaffen. Der Biber spielt eine entscheidende Rolle, indem er Feuchtgebiete schafft und das Wasser reguliert. Im Gegensatz dazu steht das Geschäft von Beaver Oils im Bereich der Ölindustrie, ein Rohstoff, der in vielerlei Hinsicht die natürlichen Ressourcen belastet. Die Aktie ist ein interessanter Hinweis auf den Kontrast zwischen wirtschaftlichen Aktivitäten und dem Schutz unserer Umwelt.


Hinweis zu den ausgewählten Beispielen

Das ist nur eine ganz kleine Auswahl von vielen Unternehmen. Es gibt zahlreiche negaitv wie positive Beispiele. Die in diesem Beitrag genannten Unternehmen und ihre Praktiken basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen. Der Artikel dient der Aufklärung über Nachhaltigkeit und Unternehmensverantwortung. Wir übernehmen keine Haftung für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der dargestellten Informationen.


B.A.U.M. Aktiengesellschaft, Aktie von 2001, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

B.A.U.M. Aktiengesellschaft, Aktie von 2001, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

B.A.U.M. Aktiengesellschaft

Die B.A.U.M. AG, entstanden aus dem „Bundesdeutschen Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management e.V.“, geht 2001 an die Börse. Als Besonderheit gibt das Unternehmen physische Aktienzertifikate aus, die vom Autor und Künstler Janosch gestaltet wurden. Die B.A.U.M. AG mit Sitz in Hamburg beteiligt sich an Unternehmen in den Bereichen Umwelt, Nachhaltigkeit und Medien. Im Mediengeschäft setzt B.A.U.M. auf die Janosch Film & Medien des Illustrators Janosch, bekannt für seine Kinderbuchfiguren wie Günter Kastenfrosch oder die Tigerente.

Die B.A.U.M. AG scheitert jedoch und geht 2004 in Insolvenz. Der Baum, der das Unternehmen symbolisierte, fällt. Trotz der positiven Ansätze in den Bereichen Nachhaltigkeit und Medien wird das Unternehmen nicht nachhaltig genug und endet mit der Insolvenz.


Hunziker Food Recycling, Aktie von 1980, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Hunziker Food Recycling, Aktie von 1980, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Hunziker Food Recycling

Die 1980 gegründete Hunziker Food Recycling AG, heute Teil der Bima Energie AG, produziert Biogas aus Fleischabfällen in Münchwilen (Thurgau). Trotz vielversprechender Technologie hat die Anlage mit erheblichen Problemen zu kämpfen und erreicht nur einen Bruchteil ihrer Kapazität. Dies führt zu hohen Kosten und Unmut bei den beteiligten Städten. Die Finanzierung erfolgt durch hohe Biogaspreise, was Kritik hervorruft.


Sun Electric Generator Company, Aktie von 1909, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Sun Electric Generator Company, Aktie von 1909, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Sun Electric Generator Company

Die Sun Electric Generator Company gegründet von George Howard Cove, präsentiert ein Modell eines Solargenerators, dessen Kollektor den modernen Solarzellen heute verblüffend ähnlich sieht. Trotz des innovativen Designs stellt sich heraus, dass das Gerät nicht mit Solarenergie, sondern mit städtischem Strom betrieben wird, was zu einem Betrugsskandal führt. Heute sind Solarzellen eine etablierte Technologie, die erstmals 1954 von den Wissenschaftlern Chapin, Fuller und Pearson bei Bell Labs erfolgreich entwickelt wird.


Aktiengesellschaft Brown, Boveri & Cie. Aktie von 1938, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Aktiengesellschaft Brown, Boveri & Cie. Aktie von 1938, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Aktiengesellschaft Brown, Boveri & Cie.

BBC Brown Boveri & Cie, heute bekannt als ABB, bietet zahlreiche umweltfreundliche Technologien an – von Antriebssystemen für Elektrofahrzeuge über Roboterlösungen für effizientere Produktionsprozesse bis hin zu Systemen für die Energiewende. Das heutige Engagement für Nachhaltigkeit ist dabei das Ergebnis eines längeren Entwicklungsprozesses.