Der Crash von 1987
Der 19. Oktober 1987 geht weltweit als «Schwarzer Montag» in die Börsengeschichte ein. Es ist bis dahin der grösste wirtschaftliche Crash nach der Weltwirtschaftskrise 1929 und dem zweiten Weltkrieg. Die massiven Einbussen an der Wallstreet werden unweigerlich wenig später auch an der Zürcher Börse spürbar. Das damalige Börsenbarometer Swissindex – Vorgänger des heutigen SMI – sinkt um 11,5 Prozent. Am Dienstag danach herrscht ein Ausnahmezustand an der Zürcher Börse. Dank dem Telefonhandel der Banken erhalten die Ringhändler zumindest gewisse Kursindikatoren. Die Grenzen des Handels «à la criée» werden merklich erreicht.
Gleichzeitig startet Antoinette Hunziker-Ebneter ihre Karriere im Finanz- und Risikomanagement 1987 mit einem Lizenziat in Betriebswirtschaft an der Universität St. Gallen (lic. oec. HSG). Bei der Bank Leu ist sie zunächst in der Direktion Leiterin des Wertschriftenhandels und Verkaufs, bis sie 1989 zur Börse stösst. Von einer gleich zur nächsten Männerdomäne: Sie wird 1989 erste Vertreterin einer Ringbank bei der Zürcher Börse.
Währenddessen wird 1988 eine Plattform geschaffen, die den Handel mit Derivaten der Schweizer Börsen – Basel, Genf und Zürich – vereint. Parallel dazu wird in der Selnau mitten in Zürich bis 1992 ein neues Börsengebäude gebaut – darin stehen sechs Ringe. Bereits 1995 kam es dann zur Fusion: Die Genfer, Basler und Zürcher Börse schliessen sich zur SWX Swiss Exchanges zusammen.
Antoinette Hunziker-Ebneter
1987 - 1992 | Bank Leu, Mitglied der Direktion, Leiterin Wertschriftenhandel und Verkauf |
1995 - 2001/2 | Chefin der Schweizer Börse SWX |
2001 - 2002 | virt-x, Leiterin |
2002 - 2005 | Julius Bär, Leiterin des Trading- und Sales-Geschäftes sowie Mitglied der Konzernleitung |
2006 - 2014 | BKW-FMB Energie AG, Vizepräsidentin des Verwaltungsrates |
2006 - heute | Forma Futura Invest AG, Gründungspartnerin und CEO |
2011 - heute | waterkiosk Foundation, Mitgründerin und Vizepräsidentin |
2014 - 2015 | Berner Kantonalbank (BEKB), Verwaltungsrätin |
2015 - heute | Berner Kantonalbank (BEKB), Verwaltungsratspräsidentin |
Vom Handel «à la criée» zum Computerhandel
Aufgrund der sich schnell entwickelnden Kommunikationstechniken und der fortlaufenden Globalisierung wird ein strategisches Ziel 1991 erreicht: Die kantonalen Börsen von Lausanne, Neuenburg und St. Gallen werden eingestellt beziehungsweise konsolidiert. Diese kleineren Regionalbörsen haben an Attraktivität verloren. Deren Emittenten legen ihre Aktien lieber an den überregionalen und grösseren Börsen in Zürich oder Genf an. Das Gemeinschaftsprojekt «Elektronische Börsen Schweiz» wird 1992 ins Leben gerufen. Es herrscht Aufbruchstimmung an den europäischen Börsen, insbesondere getrieben durch das Technologiefieber und die Planung des Euros ab 1996. Diese Veränderungen stehen für den Umbruch. Langsam aber sicher werden die Börsen in Europa und Übersee Anfang der 1990er Jahre elektronisch. Die Schweizer Börse mit an vorderster Stelle.
Vom Telefonhandel hin zum ganz elektronischen System im Jahr 2002. Die Automatisierung von administrativen Abläufen stellt noch keine grössere Hürde dar. Doch in Bezug auf das Herzstück der Börse, den Handel selbst, verhärten sich die Fronten. Die Computerisierung des Handels ist ein holpriger Weg, nicht nur, weil sich ganze Berufsgruppen grundsätzlich verändern. Die Branche steht vor einer elementaren Änderung des gesamten Betriebs. Im Zuge dessen findet 1996 schlussendlich der letzte Ringhandel «à la criée» in Zürich statt. Eine hundertjährige Ära endet. Nach nur vier Jahren am neuen Standort werden die brandneuen Ringe in der Börse in der Selnau überflüssig. Es wird ruhig an der Börse.
Knapp zehn Jahre nach dem Crash von 1987 wird Antoinette Hunziker-Ebneter 1995 Chefin der Schweizer Börse, der SWX Swiss Exchange, bis 2001/2. Während dieser Zeit trägt sie massgeblich zum neuen Auftritt der SWX Swiss Exchange bei und setzt sich für die Strategie der Internationalisierung ein, die sich bewährt.
Hunziker-Ebneter übernimmt 2001 die Führung der paneuropäischen Börse virt-x. Die virt-x war eine grenzüberschreitende und elektronische Aktienhandelsplattform, aktiv von 1995 bis 2009. Diese wird 2009 Tochtergesellschaft der SWX. Hunziker-Ebneter verlässt das Börsengeschäft 2001/2 und wird Mitglied der Konzernleitung der Privatbank Julius Bär. In der 2006 von ihr mitgegründeten unabhängigen Vermögensverwaltung Forma Futura Invest AG ist sie heute noch als CEO tätig, seit 2015 präsidiert sie ausserdem den Verwaltungsrat der Berner Kantonalbank. Mit der waterkiosk foundation engagiert sie sich für den Zugang zu sauberem Trinkwasser in Schwellenländern.