Wie Frauen die Finanzwelt prägen

Wie Frauen die Finanzwelt prägen

Am 8. März ist Weltfrauentag. Obwohl Frauen lange Zeit nicht aktiv am Finanzgeschehen teilnehmen, spielen sie in der Börsenwelt schon immer eine Rolle. Ein Tribut.

Ein Blick auf Aktien und Anleihen vergangener Zeiten: Frauenfiguren wohin man schaut! Jahrhundertelang ist die Rolle der Frau auf eine werbewirksame Ikone beschränkt. Sie soll Fruchtbarkeit und Wohlstand verkörpern. Tugendhaft und anmutig repräsentieren sie die Werte eines Unternehmens auf dessen Anteilsscheinen, damit vor allem die männlichen Investoren ihnen ihr Geld mit gutem Gefühl anvertrauen.

Heute verwalten Frauen die Finanzen überall - in privaten Haushalten, Unternehmen und auch auf der politischen Bühne gestalten sie zunehmend die Finanz- und Wirtschaftspolitik. Und auch Banken werben seit einigen Jahren gezielt um Kundinnen.

Das Selbstverständnis, mit dem Frauen heute als Akteurinnen in der Finanzwelt auftreten, ist neu. Davor nehmen sie nicht aktiv am Finanzmarkt teil. Dennoch sind sie häufig auf den Aktien abgebildet, da die Gestaltung von Wertpapieren mehr oder weniger als versteckte Werbebotschaft diente.

Aus diesem Grund haben wir anlässlich des Weltfrauentages Wertpapiere zusammengestellt, auf denen Frauen abgebildet sind.

Hinweis zu den Darstellungen

Einige der auf diesen Wertpapieren dargestellten Abbildungen von Frauen können sexistische oder koloniale Sichtweisen widerspiegeln. Wir haben uns dennoch entschieden, diese Wertpapiere zu zeigen, um eine kritische Auseinandersetzung mit vergangenen Gesellschaftsbildern und Finanzpraktiken zu ermöglichen. Unser Ziel ist es, durch die Präsentation dieser historischen Dokumente ein Bewusstsein für die problematischen Aspekte der Vergangenheit zu schaffen und zur Reflexion anzuregen.


Companhia Ciclista de Portugal, Aktie von 1935, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Companhia Ciclista de Portugal, Aktie von 1935, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Als Göttin: Companhia Ciclista de Portugal

Die Pfeile stehen für Schnelligkeit und Leichtigkeit, der Bogen für gespannte Kraft und Lebensenergie. Mit diesen Symbolen macht der Designer Werbung für die Aktie des Fahrradhersteller Companhia Ciclista de Portugal. Beide Attribute werden der römischen Göttin der Jagd, Diana, zugeordnet. Als leicht bekleidete Schönheit soll sie die wohl männlichen Investoren zum Kauf anregen. Doch sie scheint nur ein Accessoire zu sein, denn eigentlich beherrscht das geflügelte Rad die Szene.


A. Gerngross AG, Aktie von 1920, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

A. Gerngross AG, Aktie von 1920, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Als Konsumentin: A. Gerngross AG

Paris wird im 19. Jahrhundert zur Hauptstadt der Mode. Eine der Hauptfiguren dieser Konsumwelt ist die bürgerliche Frau. Sie ist 1920 auf der Hauptaktie des Warenhauses A. Gerngross AG abgebildet. Sie beschäftigt sich als modebewusste Konsumentin mit edlen Stoffen und betrachtet ihre eigene Schönheit im Spiegel. Die Konsumfreude der Frau garantiert den Wohlstand des Kaufhauses und lässt die Kasse der Aktionäre klingeln.


L'Ikelemba S.A, Aktie von 1898, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

L'Ikelemba S.A, Aktie von 1898, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Koloniale Erotik und Exotik: L'Ikelemba S.A.

Das Banner unter dem belgischen Wappen auf der Gründungsaktie der Kolonialgesellschaft L’Ikalemba verspricht den europäischen Investoren Arbeit und Fortschritt. Die vermeintlich stolze Eingeborene balanciert scheinbar mühelos die reiche Ernte ihrer Arbeit auf dem Kopf. Doch Ende des 19. Jahrhunderts sind es wohl vor allem ihre nackten Schultern und das präsentierte Bein, die die Aktionäre beeindrucken und die koloniale Sicht auf Afrika auf lange Zeit prägen.


Industrial Building Company of Egypt, Aktie von 1908, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Industrial Building Company of Egypt, Aktie von 1908, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Erotik: Industrial Building Company of Egypt

So viel Sex-Appeal erwartet man kaum auf einer Aktie einer ägyptischen Baufirma aus dem Jahr 1908. Auf dem Wertpapier der Industrial Building Company of Egypt sitzt eine attraktive, nackte Frau verführerisch auf einer Grundrisszeichnung. Das Wort „Industrial“ und die Schornsteine im Hintergrund weisen jedoch drauf hin, dass es eigentlich um Arbeit geht.


Playboy Enterprises, Incorporated, Aktie von 1976, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Playboy Enterprises, Incorporated, Aktie von 1976, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Erotik und berühmte Person: Playboy Enterprises, Incorporated

Die Holländerin Wilhelmina Rey, bekannt unter dem Künstlernamen Willy Rey, begeistert vor allem die Männerwelt. Das Fotomodell zieht sich 1971 für das Erotikmagazin Playboy aus. Im selben Jahr bringt Hugh Hefner sein Unternehmen an die Börse und wählt ihr Bild als Titelmotiv. Anfangs kann sich jeder Anleger ein persönliches Zertifikat ausstellen und ausliefern lassen. Damit erreicht er seine Zielgruppe perfekt, aber auf Dauer wird es für das Unternehmen zu teuer.


Bank in Zürich, Aktie von 1855, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Bank in Zürich, Aktie von 1855, Quelle: Stiftung Sammlung historischer Wertpapiere

Als Unternehmerin und Investorin: Bank in Zürich

Albertine Escher wurde als Bürkli geboren. Mit dem Kauf der Aktien der Zürcher Bank geht sie eine langfristige Investition ein. Sie entstammt den alteingesessenen Zürcher Familien Bürkli und Orelli. 1832 heiratet sie in die Familie Escher vom Glas ein. Genauer gesagt heiratete sie Hans Escher, einen entfernten Verwandten des berühmten Alfred Escher. Nach dem Tod von Albertine Escher bleibt die Aktie in weiblicher Hand. Sie geht auf ihre Schwester und dann auf ihre Enkelin über.