Geschichte des Handels

Von der ersten Aktiengesellschaft bis zu den heutigen Handelsplattformen - oder umgekehrt in der Zeit zurück.

Eine digitale Ausstellung des Schweizer Finanzmuseums zur Geschichte des Börsenhandels

Börsenhandel heute

Neue Erscheinungsformen des Handelns

Einführung des elektronischen Handels an der Börse

Meilensteine

Podcast: «Börse einst – Börse heute»

Früher am Ring, heute im Serverraum; der Börsenhandel hat sich fundamental verändert. Darüber sprechen in dieser Podcastfolge der heutige Börsenchef Christian Reuss, von SIX Swiss Exchange und Dr. Richard T. Meier, früherer Direktor der Zürcher Börse. Moderiert wird das Gespräch von Werner Vogt, Mitglied im Stiftungsrat des Schweizer Finanzmuseums und einstiger Sprecher der Börse. Eine Folge über Unterschiede und Gemeinsamkeiten – und was eine Börse überhaupt macht.

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Der Ringhandel - à la criée

Der letzte Handelstag am Ring im damaligen Börsengebäude Selnau

Der letzte Handelstag am Ring im damaligen Börsengebäude Selnau

15.08.1996 15.08.1996
Die Ära des Ringhandels endet nach 140 Jahren am 15. August 1996 mit der Schliessung des Obligationenrings.

350 Händler arbeiten an der Ring-Börse, überwiegend sind es Männer. Die erste Frau startet ihre Börsenhändlerkarriere erst 1988.

Ein Tag zur Zeit des Ringhandels

Handel „à la criée“

Es wird jeweils Geschäft um Geschäft abgewickelt. Jedes Aushandeln eines neuen Kurses dauert mindestens einige Sekunden. 

Elektronischer Handel

Im elektronischen Handel werden alle gelisteten Titel zeitgleich gehandelt, zuerst in Sekunden, später in Millisekunden.

Ablauf eines Tages an der Börse: Ringhandel

Handelszeit: 9.30 - ca 12.00 Uhr

Ablauf eines Tages an der Börse: elektronischer Handel

Handelszeit: 9.00 - 17.30 Uhr

ab 1988: keine Mittagspause mehr

Mit der Einführung  des Leitindex Swiss Market Index (SMI) gibt es keine Mittagspause mehr, denn die Berechnung des Index setzt einen permanenten Handel voraus. Bis 1988 gibt es auch noch keine offizielle Schlusszeit. Diese wird dann auf 13.15 Uhr festgelegt.

Handzeichen

Handzeichen sind nebst einer kräftigen Stimme das Kommunikationsmittel am Ring.

Handzeichen sind nebst einer kräftigen Stimme das Kommunikationsmittel am Ring.

Bei Abgabe eines Kaufangebots zeigen die Handflächen zum Körper - man holt es sich. Beim Vekaufsangebot ist es umgekehrt.

Andere Länder, andere Handelsformen

Die Tafel an der Säule zeigt die Handelszeiten und -segmente an, die im jeweiligen Corro gehandelt wurden. Quelle: El Centro de documentación de Bolsa de Madrid (BME)

Die Tafel an der Säule zeigt die Handelszeiten und -segmente an, die im jeweiligen Corro gehandelt wurden. Quelle: El Centro de documentación de Bolsa de Madrid (BME)

Während in der Schweiz vor allem der Begriff «Ringhandel» geläufig ist, wird anderweitig zum Beispiel vom «Paketthandel» gesprochen. Beiden gemein ist, dass das Börsengeschäft vor Ort vollzogen wird, es handelt sich dabei also um Präsenzhandel. In der Schweiz wird dies aufgrund des Ringes – also der kreisförmigen Aufstellung der Händler, die ihre Gebote lautstark austauschen – entsprechend Ringhandel genannt. Beim Parketthandel suchen sich die Kaufs- und Verkaufspartei in der Regel im Gewühl selber. In Madrid an der spanischen Börse hingegen werden die Geschäfte lange in sogenannten «Los corros» » (zu Deutsch: Kreise) abgeschlossen und danach erst dem Börsenbeauftragen in der Mitte zum Aufschreiben gebracht.

Die Schweizer Börsenplätze entstehen

Frances Elizabeth Wynne: Ansicht von Genf von der Rousseau-Insel, 1858. Quelle: Wikimedia Commons

Frances Elizabeth Wynne: Ansicht von Genf von der Rousseau-Insel, 1858. Quelle: Wikimedia Commons

1850: Genf

Die erste Schweizer Börse, die den Ringhandel einführt, ist Genf. Die Idee der kreisförmigen Abschrankung, um die herum sich die Händler versammeln, wird von der Pariser Börse übernommen.

Die weiteren Börsenstandorte der Schweiz

Erste Börsen Europas

1409: Brügge

Handelsplätze zum Tausch von Waren und Leistungen existieren schon lange. Die erste Börse, die ausschliesslich Wertpapiere handelt, entsteht 1409 in Brügge.

Der Geburtsort des Begriffs «Börse». Die Beursplein im Zentrum von Brügge bestehend aus der Genueser Loge (zweites Haus von links), dem Gasthaus «Ter Beurze» (daran anschliessend – mit Storchennest), dem Haus «Ter Ouder Beurze» (mit Stufengiebel) und der Florentiner Loge (mit den Türmchen).

Quelle: Wikimedia Commons

An strategisch wichtigen Verkehrsknotenpunkten werden im Mittelalter grosse Warenmessen durchgeführt. Neben Waren tauscht man dort auch Währungen. Auch der Seehandel gewinnt an Bedeutung. In Norditalien, etwa in Venedig oder Florenz, und in Brügge in Flandern entstehen ab dem 14. Jahrhundert bedeutende internationale Handelszentren. So wird Brügge zum Warenlager der nordeuropäischen Hafenstädte. Waren, Gelder und Informationen strömen in der Hansestadt zusammen. Damit nimmt Brügge eine wichtige Rolle in der Entwicklung des Handels und Zahlungsverkehrs ein. Gewürze aus Ostindien, englische Stoffe, Zucker, Rohstoffe werden auf dem europäischen Festland gelagert, gehandelt und verkauft. Zu den Akteuren gehören die Kaufleute, die in diese Zentren oder nach Übersee reisen, um die besten Geschäfte zu machen. Einer dieser Orte ist die Brügger Gastwirtschaft der Familie «van der Beurs». Im Wappen der Familie sind passend drei Geldbörsen abgebildet: «Zu den Beursen» gehen etabliert sich als Redewendung und trägt  der Legende nach zur Entstehung des Begriffs «Börse» bei. «Beurs» heisst heute noch Börse in Niederländisch.

 

Amsterdam oder doch London?

Das erste Amsterdamer Börsengebäude (1608). Quelle: Wikimedia Commons

Das erste Amsterdamer Börsengebäude (1608). Quelle: Wikimedia Commons

Das Original Royal Exchange Gebäude in London. Quelle: Wikimedia Commons

Das Original Royal Exchange Gebäude in London. Quelle: Wikimedia Commons

Eine These besagt, dass die erste Wertpapierbörse die Amsterdamer Börse im 17. Jahrhundert sei, wo zum ersten Mal Anteile der Vereinigten Ostindischen Compagnie (VOC) gehandelt werden. Eine andere meint, dass die Royal Exchange in London etwa 30 Jahre vorher die Erste sei – diese geht Mitte des 17. Jahrhunderts in Flammen auf. 

Die erste moderne Aktiengesellschaft der Welt

1602: Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC)

Am 20. März 1602 schliessen sich sechs niederländische Handelsgesellschaften zu einer einzigen grossen Fernhandelsgesellschaft zusammen, der «Vereenigde Oostindische Compagnie», kurz VOC. Die VOC erhält das staatliche Monopol auf den Handel mit den Gebieten im Osten sowie östlich von Indien.

Die VOC ist berechtigt, Verträge zu schliessen... 

...und bewaffnete Auseinandersetzungen zu führen.

Anleihe der VOC von 1623 - diese ist im Finanzmuseum ausgestellt.

Anleihe der VOC von 1623 - diese ist im Finanzmuseum ausgestellt.

In die VOC kann sich jeder einkaufen. Risiko und Gewinn werden so auf viele verschiedene Investoren verteilt. Anders als bei bisherigen Unternehmen ist das Kapital der VOC fest- und auf Dauer angelegt, ihre Aktien werden an der Amsterdamer Börse rege gehandelt.

Handelsroute


Das Bild im Hintergrund am Anfang der Seite stammt von  Jozef Linning mit dem Titel «de Beurs» / «La Bourse» - auf Deutsch: die Börse.

Konzeption und Umsetzung: Schweizer Finanzmuseum

Bilder: Wikimedia Commons oder eigene Darstellungen / Bilder


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